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Foto: e.l.kirchner, 1920, © kirchner museum davos

e.l.kirchner: „tanz im varieté“ – seit 100 jahren gilt es als verschollen. sein wiederauftauchen ist eine sensation.
foto: e.l.kirchner, 1920, © kirchner museum davos

märz 2024
münchen, ketterer kunst
ernst ludwig kirchner
tanz im varieté, 1911
essay

Hätte er später gelebt, hätte er womöglich auch das Tanzwunder Michael Jackson gemalt. Der Künstler Ernst Ludwig Kirchner, der mit großem Vergnügen in den Zirkus ging, das Varieté liebte, Gret Palucca und Mary Wigman in ihren Studios besuchte, sich von Josefine Bakers „Revue Nègre“ in Berlin erzählen ließ, war verrückt nach Tanz, nach begnadeten Körpern und nach Schwarzen Modellen.

Das Gemälde „Tanz im Varieté“ hat nahezu 100 Jahre buchstäblich im Hintergrund der Kunstgeschichte auf seinen Auftritt gewartet. Zum letzten Mal ausgestellt wird „Tanz im Varieté“ Ende 1923 bei Paul Cassirer in Berlin. Danach verlieren sich seine Spuren. Das Bild verschwindet aus der Öffentlichkeit. Seit 100 Jahren gilt es als verschollen. Sein Wiederauftauchen ist eine Sensation.

Der vollständige Essay erscheint in Ketterer Kunst, Auktionskatalog 550, Juni 2024

kettererkunst.de

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27. oktober – 12. november 2023
kunstverein nürnberg – albrecht dürer gesellschaft
„always complain, always explain“
ausstellungsbeitrag

Die Aktivierung und Umnutzung der Nürnberger Kongresshalle ist aktuell womöglich die historisch aufsehenerregendste Baumaßnahme Deutschlands. Studierende der Klasse Eydel an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg haben sich zusammen mit dem Kunstverein Nürnberg – Albrecht Dürer Gesellschaft der Aufgabe in Recherchen angenommen.

„Kollektiv, partizipativ und jung: sieben Studierende, alle geboren nach 1990, haben die Rolle der Kongresshalle recherchiert, dokumentiert und hinterfragt. Die Ausstellung gibt einen qualifizierten Überblick über die wechselvolle Nutzungsgeschichte.

Vorhaben wie das „Kulturareal Kongresshalle“ sind auch Symptome der jeweiligen erinnerungspolitischen Phase. [...] Das Konzept der Kuratorin und Autorin Marietta Piekenbrock ist der erste Entwurf zu einer Spielstätte im Innenbereich der Kongresshalle 2019 und rückt noch explizit Opferperspektiven und marginalisierte Stimmen in den Vordergrund.“ Wolfgang Brauneis, Direktor Kunstverein Nürnberg in seiner Eröffnungsrede am 26. Oktober 2023

Eine Kollektivausstellung kuratiert von Anna Boldt, Ulf Herold, Jason Hess, Laura Michèle Kniesel, Kira Krüger, Mily Meyer und Max Pospiech (Studierende der Klasse Eydel an der Akademie der Künste Nürnberg), sowie Florin Weber (künstlerischer Mitarbeiter bei Prof. Katja Eydel)

Kunstverein Nürnberg

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Foto: 11 Rooms, © Factory International, Manchester 2023

11 Rooms, kuratiert von Klaus Biesenbach und Hans-Ulrich Obrist, Manchester Art Gallery, Manchester International Festival 2011, Photos: Howard Barlow © Factory International, Manchester 2023

oktober 2023
factory international, manchester
everything that happened. manchester internationl festival
“this is only the beginning: 11 rooms”
katalogbeitrag

Unbewusst erwarten wir, dass eine Skulptur aus Stein, Bronze, Gips, Holz oder Kunststoff ist. Unsere westlichen Museen, ihre Architekturen und Sammlungen, die Marktplätze der Kunst - alles hat sich an Dingen ausgerichtet. Was verändert sich, wenn wir den menschlichen Körper ausstellen und das Museum zur Bühne machen? Was passiert, wenn Performer:innen über Bewegung, Gespräche oder Gesang mit den Besucher:innen in Kontakt treten?

Klaus Biesenbach und Hans-Ulrich Obrist, die Erfinder und Kuratoren der Live-Ausstellung „11 Rooms“, hatten in ihrem Vorwort zur Ausstellung prophezeit: „This is only the beginning“. Sie sollten doppelt recht behalten: Seit der Eröffnung tourt ihr Konzept um die Welt. Es war im Rahmen der Ruhrtriennale im Museum Folkwang, Essen, danach in Sidney, auf der Art Basel und zuletzt in Shanghai. Die Ausstellung hat die Verhältnisse zwischen Besucher und Ausstellungsobjekt zum Tanzen gebracht. Überall auf der Welt treffen wir heute auf Werke, die über Körper, Licht und Schatten, Stoff, Stimme oder Phänomene wie Wind und Nebel die bisherigen Qualitätshierarchien für Kunst neu herausfordern. Das Flüchtige hat begonnen, über unsere Welt der Dinge und Produkte zu triumphieren.

Auftraggeber: Factory International, Manchester

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Foto: Noa Eskhol

© o.a., noa eshkol mit ihren sphärenmodellen, späte 1950er-jahre

26. august – 28. oktober 2023
neugerriemschneider, berlin
„noa eshkol. movement notations“
in process ... video essay

Besuche ihrer Performances oder ihrer Ausstellungen sind wie ein Blick in ein abgeschirmtes Paralleluniversum, in dem sich die Geschichte eines abstrakten Expressionismus, der sich mit Bewegungen vermählt, gerade zum zweiten Mal ereignet. Hochkonzentriert, in vertrauten Mustern und mit bekannter Reduktion, aber diesmal mit dem Denkprogramm einer Künstlerin, die zunächst kein anderes Instrument hat als ihren Körper. Mit den „Movement Notations“ erarbeitete sich die israelische Tänzerin und Künstlerin Noa Eshkol(1924 – 2007) in Text und Grafik ein eigenständiges Format der Wissensbildung und Wahrnehmungsforschung. Die Ausstellung in der Galerie neugerriemschneider und die Performances der Chamber Dance Group im KW Institute for Contemporary Art, Berlin porträtieren in einer Art Doppelbelichtung eine Künstlerin, die Tanz aus einer holistischen Perspektive betreibt und sich so neue Varianten des Ausdrucks erarbeitet. Als Choreografin, Mathematikerin, Soziologin, Anthropologin und Aktivistin gibt sie historischen Engpässen des weiblichen Lebens neue Richtungen. Ihre Tanzschriften, Tanzstücke, Textilarbeiten und Artefakte bringen neue Lesarten der Wirklichkeit auf den Weg. Bis heute sind sie eine Inspiration für Gemeinschaften, deren Gegenwart von einem Ausnahmezustand in den nächsten wechselt und wie unbekannte Schriftzeichen immer neu zu entschlüsseln ist.

Auftraggeber: neugerriemschneider, Berlin
in process … | noa eshkol at neugerriemschneider | video essay by marietta piekenbrock

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Foto: mary wigman, „hexentanz“ 1926, © Charlotte Rudolph

mary wigman, „hexentanz“ 1926,
© charlotte rudolph

1.–3. juni 2023
brücke - museum, berlin
symposium: „expressionism revisited“
„der fremde tanz“
für eine neue ethik der aneignung
impuls

Welche Forschungsfragen stellen sich aus heutigen Diskursen an die Kunst des Expressionismus? Und wie können Museen diese verändernden Sichtweisen und Kontexte in ihrer Praxis zeigen und umsetzen? In den letzten Jahren löste die expressionistische Kunst kontroverse Debatten aus, die sich etwa an den Verflechtungen der Brücke-Künstler mit Kolonialismus und Imperialismus entzündeten. Dieser kritischen Neubefragung des Expressionismus ist ein Symposium gewidmet, zu der das Brücke-Museum Berlin einlädt. Das Panel „Schlüsselwerke neu gesehen“ richtet die einzelnen Beiträge auf das Konzept der Kunstentgrenzung aus, dem sich die „Brücke“ Mitglieder im Hinblick auf eine Verschleifung der Kunstgattungen verschrieben hatten. Im Dialog von Tafel- und Wandbild, von serieller Grafik und Lyrik, von Malerei, Tanz Gebärde und Performance sollen die kreativen Prozesse freigelegt werden, die als zeitlose Affirmation den Expressionismus bis heute lebendig erhalten.

Leitung: Dr. Meike Hoffmann, mit Dr. Julia Cloot, Joseph Henry, Dr. Thomas Röske, Marietta Piekenbrock
www.bruecke-museum.de

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boris charmatz: „wundertal“ / sonnborner straße 
© martin argyroglo

boris charmatz: „wundertal“ / sonnborner straße
© martin argyroglo

märz 2023
wuppertal, tanztheater pina bausch / [terrain]
„wundertal“ oder versuch einer landung“
boris charmatz und marietta piekenbrock im gespräch

Wim Wenders hat der Sonnborner Straße mit seinem Roadmovie „Alice in den Städten“ (1974) ein Denkmal gesetzt. Majestätisch langsam gleitet die Schwebebahn über den Köpfen von Passanten und Autos, die wuchtige Stahlträgerkonstruktion verdunkelt den Himmel und verklammert die Szenen und Zufälle des Straßenalltags. Seine „composition mécanique“ mit ihren horizontalen und vertikalen Strukturen hat Filmgeschichte geschrieben. 50 Jahre sind seitdem vergangen. Boris Charmatz, seit dieser Spielzeit Künstlerischer Leiter des Tanztheater Wuppertal Pina Bausch, kehrt nun für sein Großprojekt „Wundertal“ an diesen Schauplatz zurück.

Im Auftrag des Tanztheaters Pina Bausch, Wuppertal und dem Kulturmagazin „Die Beste Zeit“, April 2023
pina-bausch.de
diebestezeit.net

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© Kirchner Museum Davos, © Pati Grabowicz, Guido Kasper

© Kirchner Museum Davos, © Pati Grabowicz,
© Guido Kasper

27. november 2022 – 1. januar 2023
davos, kirchner museum
„tino sehgal“
live-ausstellung

Im Rahmen der Jubiläumsausstellung „Gigon/Guyer. Kirchner Museum Revisited“ zeigt das Kirchner Museum Davos die Kunst Tino Sehgals. In den letzten zwanzig Jahren hat Sehgal das Flüchtige und Immaterielle zum Terrain für die Kunst gemacht und maßgeblich dazu beigetragen, Museen in Erfahrungsräume und Orte für Begegnungen zu verwandeln. Gigon/Guyer und Tino Sehgal vereint die Reflektion auf die Architektur. Sehgals Interpret:innen bewegen sich in den Räumlichkeiten von Gigon/Guyer, seine ephemere Kunst tritt in Resonanz zu Phänomenen von Raum und Licht. Vom 28. Dezember 2022 bis 1. Januar 2023 lädt das Kirchner Museum zur ersten Edition seines in Zukunft jährlichen Tanzfestivals ein. Als Höhepunkt der Live-Ausstellung präsentiert Tino Sehgal seine aktuelle Ensemblearbeit „This Joy“ (2021/2022).

Im Auftrag des Kirchner Museum, Davos
Kuratiert von Marietta Piekenbrock und Katharina Beisiegel

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© Walter Vogel

Pina Bausch mit Kurt Jooss, der 1933 nach Südengland emigrierte, weil er sich weigerte, ohne seinen jüdischen Komponisten und künstlerischen Partner Fritz Cohen in Deutschland weiterzuarbeiten, 1967 © Andreas Neumann

november 2022
wuppertal, tanztheater pina bausch
„im showroom der geschichte“
über „kontakthof“ – ein stück von pina bausch
essay

Der Mensch ist ein Tier, das sich erinnert, schreibt Nietzsche. Heute wissen wir, dass es zwischen Erinnern und Vergessen viele Abstufungen gibt. Erinnert werden kann, was kommuniziert wird. Was von der Bildfläche verschwindet, was verdrängt oder verschwiegen wird, das wird zumindest befristet vergessen. Mit Blick auf Pina Bausch und ihr Tanztheater könnte man sagen, der Mensch ist ein Tier, das sich tanzend erinnert. Die Rolle der Musik wurde bisher vielleicht zu wenig beachtet. Für das Verständnis ihres Stückes „Kontakthof“ tun sich hier neue Dimensionen auf. Texte und Kompositionen führen über die Tango-Kultur und Unterhaltungsmusik der Weimarer Republik bis nach Auschwitz-Birkenau. Mit einer Musik, die leicht klingt, hat Pina Bausch es sich nicht leicht gemacht. Es ist als habe sie das Zentnergewicht der Shoa herübergewuchtet in einen zeitlosen Showroom für Gespenster. Ihre tanzende Kontaktgesellschaft ist von den Wunden der Geschichte gezeichnet, das ist in jeder Szene spürbar und erfahrbar. Werden sie nicht repariert, suchen sie uns weiter heim. Vierundvierzig Jahre nach seiner Uraufführung im Opernhaus Wuppertal, im Dezember 1978 spiegelt sich in der jüngsten Wiederaufnahme des Stücks auf’s Neue, dass sich die Identität von Gesellschaften, Ensembles und Institutionen in endloser Transformation befindet.

Aus: „Im Showroom der Geschichte. Über ‚Kontakthof‘ – Ein Stück von Pina Bausch und die Aneignung der Tangokultur durch die Nationalsozialisten.“
Der Essay ist nachzulesen unter pina-bausch.de

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november 2022
davos, kirchner museum
this place
zum werk von tino sehgal
katalogbeitrag

Der Künstler Tino Sehgal steht für die radikale Neubestimmung der Kunst und ihrer Erfahrung. Seit 2000 konstruiert er Live-Situationen, in denen Interpret:innen über Bewegungen, Gespräche oder Gesang mit Besucher:innen in Kontakt treten. 2005 hat er Deutschland auf der Biennale in Venedig repräsentiert, seitdem verantwortet er Ausstellungen auf der ganzen Welt. Wer eine Situation kaufen will, verhandelt mündlich mit dem Künstler vor einem Notar. Gemessen an den bleibenden Wiedererkennungswerten, die er in 22 Jahren geschaffen hat, müsste Tino Sehgal erfolglos sein. Fast nichts an seinem Werk ist im herkömmlichen Sinne bleibend. Doch gerade deshalb hat es so viele inspiriert. Das Flüchtige soll über unsere Welt der Dinge und Produkte triumphieren.

Unsere westlichen Museen, ihre Architekturen und Sammlungen, die Marktplätze der Kunst mit ihren An- und Verkaufsritualen – alles hat sich an Dingen ausgerichtet. Was passiert, wenn nun ein Künstler für die Auffassung von dem was ein Kunstwerk gemeinhin ausmacht (es ist fest, reproduzierbar, transportabel, sprachlich fassbar, verletzlich, wertvoll und in öffentlichen oder privaten Räumen sichtbar) neue Regeln festlegt? Seit Jahrhunderten treffen Kulturen Vorkehrungen, um mit viel Aufwand Kunst zu bewahren und zu katalogisieren. Ein Werk, das keine Spuren hinterlässt und aus dem Konzept dieser Kulturtechniken herausfällt, erzeugt zunächst einmal einen Riss im Leitbild von Gesellschaften, die ihre Identität über Erinnerung fundieren.

Gigon/Guyer: Kirchner Museum Revisited
Herausgeber: Kirchner Museum, Davos
Verlag: Hirmer Verlag München 2022
www.hirmerverlag.de
www.hirmerpublishers.com

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oktober 2022
wuppertal, tanztheater pina bausch
„niemand ist ein nicht-tänzer, wir sind alle tänzer.“
im gespräch mit boris charmatz

Montagmittag, Ende August. Boris Charmatz ist verliebt in Pina‘s Arbeit, in ihre Kompanie und in Wuppertal. Und er will verändern. Den Tanz, das Repertoire, die Stadt. Seine Ankunft passiert in Zeitlupe. Die erste Spielzeit unter seiner Leitung ist eine Art Mix und Match zwischen den Pina Bausch-Stücken und den Planungen für sein neues Magnum-Projekt „Wundertal“. Boris Charmatz kommt gerade zurück von einem Gastspiel in Helsinki. Sein Brüssler Büro hat ein rundes Kuppelfenster, durch das man Wolken über einen blauen Himmel ziehen sieht. Licht und Farben könnten einem Gerhard Richter gefallen. Kann man überhaupt noch Kunst machen ohne Reibung an der Gegenwart? Er schließt die Augen. Die Stille hält nicht lang.

Im Auftrag des Tanztheaters Pina Bausch, Wuppertal und dem Kulturmagazin „Die Beste Zeit“
diebestezeit.net

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10. juni 2022
münchen, kettererkunst
cindy sherman
untitled#282, 1993
essay

Sie arbeitet als Regisseurin, Schauspielerin, als Bühnen- und Kostümbildnerin, sie ist verantwortlich für Maske und Licht, und im Hintergrund wirkt sie noch als Wahrnehmungspsychologin, um den Blick des Betrachters auf Details ihrer Inszenierung zu lenken. Ihr Medium ist die Kamera, das New Yorker Studio ihre Bühne. Auf den Marktplätzen der Kunst erzielt sie im Bereich der Fotografie die höchsten Preise. Das Wesen ihrer Porträtkunst umkreisend, hat ihr Münchner Sammler und Verleger Lothar Schirmer einmal von "Einpersonen- und Einbildfilmen" gesprochen. Das ist allein schon deshalb so treffend, weil es ihren Stil ins Offene verschiebt, in die Sphäre von Passagenwerken zwischen Kunst und Kino, zwischen Malerei und Fotografie, zwischen Performance und Selbstgestaltung. Und weil er damit auf das schillernde Paradox im Werk der Künstlerin verweist: Wir sehen Frauen in wechselnden Rollen, inzwischen sind es hunderte, eine ganze Enzyklopädie weiblicher Posen, Gesten und Körperbilder. Und doch ist es bei genauerem Hinsehen immer nur die eine, nämlich die Künstlerin selbst, deren Persona sich in der Vielheit dieser Frauen spiegelt. Die amerikanische Künstlerin Cindy Sherman (*1954) gleitet durch die Jahrhunderte, studiert weibliche Haltungen, Allüren und Archetypen, gleicht sie ab mit Frauenfiguren aus der Kunst-, Film- und Alltagsgeschichte der Moderne. Sie eignet sich ihre Auftrittsgesten an, mischt und recycelt sie vor ihrer Kamera zu fesselnden Monodramen. Dabei interessiert sie sich für das Mythische genauso wie für das Triviale, für Täterinnen und Opferfrauen, für die großen Leinwandikonen wie für die namenlosen Pin-Up-Girls.

kettererkunst.de

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Nelly und Sidi Heckel tanzen im Atelier von Ernst Heckel, Foto Kirchner1910, Kirchner Museum Davos

Nelly und Sidi Heckel tanzen im Atelier von Ernst Heckel, © Kirchner 1910/Kirchner Museum Davos

02. mai 2022
berlin, tanz.dance
fremder tanz

Die gesamte Moderne wäre nicht vorstellbar ohne das Spiel von Aneignung und Appropriation, einem Global Groove aus Kunst, Tanz, Performance und Protest. Bereits der deutsche Maler Ernst-Ludwig Kirchner begeisterte sich für außereuropäische Kulturen. Und für den Tanz. Die Avantgarde des 20. Jahrhunderts fand ihren Ausgangspunkt bei ihm: in einer Bewegung im Fremden. Es war der Tanz, der sinnlich erfahrbar gemacht hat, dass künstlerische Globalisierungsprozesse und transkulturelles Denken immer schon die Regel waren.  Marietta Piekenbrock. Kuratorin der sensationellen Ausstellung „Global Groove. Tanz, Kunst, Performance und Protest“ im Folkwang Museum Essen, suchte 2021 zusammen mit Brygida Ochaim konkrete Momente dieser Begegnungen zwischen westlichen und östlichen Avantgarden. Wie unantastbar ist die Fremde wirklich? Ohne die Neugier japanischer Künstler wie Kazuo Ohno auf den Westen, ohne die Sehnsucht westlicher Künstler nach dem Osten wären die Moderne und die Postmoderne undenkbar gewesen. Ein Global Groove hat die Welt erfasst.

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Auftraggeber: tanz.dance
Herausgeber: Arnd Wesemann
tanz.dance

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Global Groove, Hirmer Verlag München


münchen/ essen
global groove
art, dance, performance & protest
katalog

Which influences between the West and the East have shaped the history of dance? By means of photographs, paintings, sculptures, films, and performances, this volume illustrates how new forms of expression in dance and art arise through transcultural encounters. The language of which dance is made – steps, gestures, Happen­ings, processes, and rituals – is shown alongside its materials – bodies, light, colour, fabric, and voice. Its effects go beyond its aesthetic value and extend into the social, cultural, and political development of modern societies. A vivid chronicle of artistic contacts between cultures has developed, from early performances of Asian dancers at colonial exhibitions in Europe and pioneers of modern dance via the first Happenings of Japanese Butoh dancers to contem­porary performances.

Konzeption: Marietta Piekenbrock, Brygida Ochaim, Christin Losta, Anna Fricke

Contributions by/ Beiträge von
Rimli Bhattacharya, Anna Fricke,
Peter Gorschlüter, Antonina Krezdorn,
Christin Losta, Susan Manning,
Helly Minarti, Walter Moser, Brygida Ochaim,
Marietta Piekenbrock, Eike Wittrock

Engl./dt. 384 P./s.
Editor/ Herausgeber: Museum Folkwang Essen
Publisher/ Verlag: Hirmer Verlag München
www.hirmerverlag.de
www.hirmerpublishers.com

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Eiko & Koma: White Dance. Amsterdam 1973 © Ad Petersen

Eiko & Koma: White Dance. Amsterdam 1973 © Ad Petersen

13. August bis 14. November 2021
Essen, Museum Folkwang
Global Groove
Kunst, Tanz, Performance und Protest
Ausstellung

Tanz ist Kommunikation. Schritt, Geste, Situation, Happening, Trance und Ritual – die Ausstellung „Global Groove“ im Museum Folkwang präsentiert Werke, die durch Körper, Licht, Farbe, Stoff und Stimme aufbegehren gegen starre Grenzen und Regime. Ein Prolog und sechs Kapitel bringen Choreograf:innen, Tänzer:innen, Künst­ler:innen und Intellektuelle aus Europa, den USA und Asien in einen Polylog der Kulturen.

Die interdisziplinär angelegte Schau blickt auf über 120 Jahre Kunst- und Tanzgeschichte. Von zeitgenössischen Kollaborationen über die ersten Happenings der japanischen Butoh-Tänzer und die Pionier:innen der Tanzmoderne verfolgt Global Groove eine west-östliche Kulturgeschichte des Kontakts zurück bis zu den frühen Auftritten asiatischer Tänzer:innen in Europa um 1900. Foto­grafien, Gemälde, Skulpturen, Filme und eine Life-Performance zeigen, welchen Anteil die Spra­che des Tanzes an der sozialen, politischen und kulturellen Transformation von Gesellschaften hat.

Konzeption: Marietta Piekenbrock, Brygida Ochaim, Christin Losta, Anna Fricke

Künstler:innen Pina Bausch, John Cage, Merce Cunningham, Eiko & Koma, Madame Hanako, Tatsumi Hijikata, Claire Holt, Eikoh Hosoe, Leiko Ikemura, Mette Ingvartsen, Raden Mas Jodjana, Ernst Ludwig Kirchner, Yves Klein, Anouk Kruithof, Isamu Noguchi, Yoko Ono, Nam June Paik, Auguste Rodin, Ulrike Rosenbach, Uday Shankar, Simon Starling, Pae White, Mary Wigman, Haegue Yang und weitere

Auftraggeber: Museum Folkwang, Essen, Direktor: Peter Gorschlüter; Partner: Kulturstiftung des Bundes, Kunststiftung NRW, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Japan Foundation, Ruhrtriennale 2021-2023

www.museum-folkwang.de

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Mette Ingvartsen: The Life Work. Museum Folkwang Essen 2021 © Katja Illner

Mette Ingvartsen: The Life Work. Museum Folkwang Essen 2021 © Katja Illner

Mette Ingvartsen: The Life Work. Museum Folkwang Essen 2021 © Katja Illner

bochum, juli 2021
lebendige materie – vibrant matter
oder: wie können wir ökologie tanzen?
porträt mette ingvartsen
magazin ruhrtriennale 21

Worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, ist nicht nur eine ästhetische, sondern auch eine ethische und politische Frage. Erst wenn wir etwas wahrnehmen, wird es Wirklichkeit. Es bleibt nicht länger abstrakt. Es ist ein besonderer Glücksfall, dass die Ruhrtriennale und PACT Zollverein im Sommer mit The Life Work und dem neuen Solo The Dancing Public in einer Art Doppelbelichtung die dänische Choreografin Mette Ingvartsen porträtieren, die wie eine Ingenieu­rin, wie eine Umweltaktivistin, wie eine Wahr­nehmungspsychologin und wie eine Anthropologin arbeitet. Ästhetik betreibt sie aus einer holis­tischen Perspektive. Im Unterschied zu vielen Spezialist:innen blickt sie auf die Welt nicht nur durch ein kleines Loch. Sie sucht nicht den Ausschnitt, sondern das Panorama.

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Im Auftrag der Ruhrtriennale 2021
www.ruhrtriennale.de

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nürnberg, 10 u. 11. dezember 2020
(abgesagt)
doing ground
prozesse der erinnerung
zur zukunft des ehemaligen reichsparteitagsgeländes
Werkstatt-Tagung

Alle, die in Demokratien westlicher Länder leben, haben Nürnberg in ihrer Geschichte. Das ehemalige Reichsparteitagsgelände gehört zu den größten Gedenk- und Erinnerungsorten Europas. Was ist der «Ruinenwert« (Albert Speer) dieses physisch mar­kanten Ortes, der so viele Metamorphosen durchge­macht hat? Was sagt er Besucher*innen aus dem Ausland heute? Es gibt gewichtige Gründe, die Wirksamkeit unserer öffentlichen Erinnerungs-
kultur kritisch zu befragen. Zwei Generationen nach dem Holocaust registrieren wir erschrocken das Wiedererstarken von Nationalismus, Antisemi­tismus und Fremdenhass – und zwar in allen Milieus.
Bisher hat die Figur des Zeitzeugen wachsame, alltagsnahe Schlaglichter auf die Gegenwart geworfen. Sein Ableben hinterlässt einer Gene­ration, die ihn nicht mehr befragen kann, ein Vakuum und einen Auftrag. Was also, wenn Gedenk- oder Erinnerungsorte nicht nur über Mahn- und Erinnerungsrituale das Gewicht der Vergangenheit verdeutlichen, sondern wenn sie ein neues Hand­lungsfeld aufspannen, das die riesigen Relikte in Probebühnen für soziale und künstlerische Insze­nierungen verwandelt?

doing ground(deutsch)

doing ground(english)

Idee & Konzeption: Marietta Piekenbrock
Koordination: Sandra Song
Moderation: Amira El Ahl, Prof. Dr. Andres Lepik

Teilnehme*innen: Boris Charmatz / Dr. Florian Dierl/ Samir El Kordy / Simon Fujiwara / Peter Haimerl / Dr. Anke Hoffsten / Leon Kahane /
Ong Keng Sen / Francis Kéré / Prof. Dr. Claus Leggewie / Prof. Dr. Julia Lehner / Prof. Dr. Andres Lepik / Dr. Alexander Schmidt / Prof. Dr. Stephan Trüby / Dr. Alexander Yendell /
Dr. Mirjam Zadoff

Eine Initiative des Bewerbungsbüros N2025 – Kulturhauptstadt Europas
Künstlerische Leitung:
Prof. Dr. Hans-Joachim Wagner

www.n2025.eu

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nürnberg, 10. oktober 2020
br bayern 2, feature
zeit für bayern:
die nürnberger kongresshalle
wie die kultur einem koloss zu leibe rückt

Nürnberg bewirbt sich unter der Losung "Past Forward" als Kulturhauptstadt Europas 2025. Dafür soll die Kongresshalle auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände als Kulturort erschlossen werden – und der Erinnerungskultur neue Dimen­sionen verleihen. Mehr als 60 konkrete Projekte sind im Kulturhauptstadtjahr geplant - jedes Projekt fußt auf der Nürnberger Geschichte, wird aber in die Gegenwart und Zukunft gedacht. So auch die Nürnberger Kongresshalle auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände.

"Ich glaube, es ist der Zeitpunkt gekommen, diese Orte aus ihren psychologischen Fixierbändern herauszulösen. Da kommt Nürnberg natürlich eine unfreiwillige Verantwortung, ich würde sogar sagen Kompetenz zu. Das Gelände hier um die NS-Architekturen sind liegengebliebene Fragezeichen. Und das ist jetzt die Chance, diese Fragen aufzunehmen und zu beantworten. Es wäre ja eine schöne Vorstellung, wenn das Reichsparteitags-
gelände zu einer Probebühne würde für Solida­rität, Toleranz, Respekt. Und sich das Wort der Größe plötzlich nicht mehr auf die Architektur, sondern auf die ethischen Werte bezieht.“ Marietta Piekenbrock, Kuratorin, Kulturmanagerin und Beraterin der Stadt Nürnberg bei der Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2025

Podcast-Folge, Zeit für Bayern: Die Nürnberger Kongresshalle - wie die Kultur einem Koloss zu Leibe rückt



Redaktion und Text: Inga Pflug 

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Zeppelintribüne und Kongresshalle, ehemaliges Reichsparteitagsgelände Nürnberg
© Jitka Hanzlová (für Zeppelintribüne) © o. A., o. J. für das historische Photo

Zeppelintribüne und Kongresshalle, ehemaliges Reichsparteitagsgelände Nürnberg
© Jitka Hanzlová © o. A., o. J.

nürnberg, mai 2020
bewerbungsbüro N2025 - kulturhauptstadt europa
was ist das ehemalige reichsparteitagsgelände?
von der „schlafenden“ chiffre zum produktiven denkmal
zur zukunft der erinnerung
positionen

Es gibt Gründe, die Wirksamkeit unserer öffentlichen Erinnerungskultur in Zweifel zu ziehen. Zwei Generationen nach dem Holocaust sind Antisemitismus und Rassismus wieder auf dem Vormarsch, nicht nur in unseren urbanen und medialen Räumen, sondern auch unter den Eliten. Woher kommt dieser unheimliche Trend? Mit welchen Gesten manifestiert er sich in der Stadtraum­planung? Welche Impulse ergeben sich aus diesen Dynamiken für den Umgang mit Denk­mälern und Nationalen Mythen? Welche Impulse ergeben sich aus diesen Dynamiken für den Umgang mit Denkmä­lern und Erinnerungsorten? Nicht nur auf Poli­tik und Wissenschaft, auch auf die Kunst und Kul­tur kommen neue Herausforderungen und Aufgaben zu.

Auftraggeber: Bewerbungsbüro N2025 - Kulturhauptstadt Europa
Künstlerische Leitung:
Prof. Dr. Hans-Joachim Wagner


www.n2025.eu

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berlin, 3. mai 2018
was macht das publikum?
podiumsdiskussion zu affektivität und aktivität
von präsenzpublika im sport und im theater
moderation: doris kolesch

Politische Reden, Theaterperformances, Fernsehshows, Facebookposts, Konzerte, Sportevents, Instagrambeiträge, religiöse Zeremonien, Gerichtsverhandlungen – derart heterogene und in vielerlei Hinsicht nicht vergleichbare soziale und kulturelle Phänomene haben eines gemeinsam: Sie wenden sich an ein Publikum, benötigen und konstituieren dieses. Die Tagung ‘Public Emotions. Affective Collectivity in Audiences’ widmet sich gegenwärtigen Erscheinungsformen von Publika und untersucht, welche Rolle diese in heutigen mobilen, medialisierten und vernetzten Gesellschaften spielen. Besondere Aufmerksamkeit wird der spezifischen Wirkung von Publika zuteil und der Rolle, die Affekte und Emotionen dabei spielen –  sowie Formen affektiver Kollektivität.

Mit: Christopher Balme, Stefano Bazzano, Annemarie Matzke, Marietta Piekenbrock, Alexander Schmohl Veranstalter: Collaborative Research Center SFB 1171 Affective Societies – Dynamics of Social Coexistence in Mobile Worlds at Freie Universität Berlin, in cooperation with ICI Berlin

www.ici-berlin.org

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Bild von Marietta Piekenbrock, © thomas dashuber

© thomas dashuber

berlin, 01. april 2018
deutschlandfunk: musik und fragen zur person.
die dramaturgin marietta piekenbrock
im gespräch mit joachim scholl

„Sie gehört zu den profiliertesten deutschen Theater-Dramaturginnen: Jetzt hat Marietta Piekenbrock an der Berliner Volksbühne eine der anspruchsvollsten Aufgaben ihrer Karriere.Geboren 1964, hat die studierte Theaterwissenschaftlerin und Philosophin zahlreiche Stationen an Theatern und Kulturinstitutionen erfolgreich absolviert. Sie war Dramaturgin der Ruhrtriennale, hat die Kulturhauptstadt Europas RUHR im Leitungsteam betreut, war als Kuratorin und Autorin tätig. 2015 wurde sie vom designierten Intendanten Chris Dercon als Programmdirektorin an die Berliner Volksbühne berufen - auch als Kultur-Politikum eine Herausforderung, der sich Marietta Piekenbrock jetzt stellen muss!“



Produzent: Deutschlandfunk
www.deutschlandfunk.de

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berlin, 22. januar 2018
von schönheit erzählen
vorwort buch 2
von chris dercon und marietta piekenbrock

Liebes Publikum, vor uns liegen fünf Jahre. Man könnte auch – entsprechend der alten Bauregel des Dramas – von fünf Akten sprechen. Der erste Akt ist der Handlungsbeginn. Er gilt der Exposition der Konflikte. Akteure betreten den Raum und schieben ihre Welt zwischen unsere Augen und Ohren: ein Alphabet von 10000 Gesten, ein grellroter Mund auf dunkler Leinwand, ein flackernder Geist im Lichtstrahl, Maschinengefährten oder menschliche Körper in neu entstehenden Ensembles.

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berlin, 3. dezember 2017
was ist ein ensembletheater?
diskussion
moderation: nele hertling, ulrich seidler.

Diskussion mit Berliner Theaterleiterinnen und Theaterleitern über den Begriff, die Praxis und die Zukunft des Theaterensembles.

Das Prinzip eines Ensemble- und Repertoiretheaters gehört fest zur deutschsprachigen Theaterlandschaft. Aber wie definiert man den Begriff in der Vielfalt der Produktionsformen im Schauspiel heute? Wieviel Freiheit oder Verbindlichkeit brauchen Kunst, Institutionen und Publikum?

Mit: Philipp Harpain (Grips Theater), Ulrich Khuon (Deutsches Theater), Shermin Langhoff (Gorki Theater), Volker Metzler (Theater an der Parkaue), Thomas Ostermeier (Schaubühne), Marietta Piekenbrock (Volksbühne Berlin), Oliver Reese (Berliner Ensemble) und Annemie Vanackere (HAU Hebbel am Ufer).

Akademie der Künste, Pariser Platz
www.adk.de

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berlin, 10. november 2017
beckett / sehgal
spielzeiteröffnung der volksbühne berlin am rosa-luxemburg-platz

Anne Tismer in Nicht ich, © david balzer

Anne Tismer in Nicht ich, © david balzer

beckett / sehgal, © david balzer

beckett / sehgal, © david balzer

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Boris Charmatz: 10.000 Gestes copyrightzeichen  Ursula Kaufmann

Boris Charmatz:10000 Gesten, © Ursula Kaufmann

berlin, 14. september 2017
„tanz öffnet einen mentalen raum“
boris charmatz im gespräch.
eröffnung volksbühne berlin auf tempelhof

Konflikte in Kollektiven, das Zelebrieren von Gemeinschaft, die Ausweitung des Tanzbegriffs sind die großen Themen von Boris Charmatz.
Zur Eröffnung der Volksbühne verwandelt der französische Choreograf und Tänzer Charmatz den ehemaligen Flughafen Tempelhof in eine spektakuläre Bühne für den Tanz und lädt zu neuen Formen der organisierten Versammlung.

In „A Dancer’s Day – Ein Tag im Leben eines Tänzers“ schneidet Charmatz in den Tag eines Tänzers und legt seine Strukturen und Routinen offen. Tief tauchen Tänzer, Choreograf und Zuschauer über mehrere Stunden in die Architektur eines Tanzstücks ein, dessen lang erwartete Uraufführung den Höhepunkt bildet.

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mülheim 21. Juni 2017
hybride ästhetiken auf dem theater
„was ist ein ensemble“
symposium / diskussion
moderation: prof. dr. oliver scheytt

Es gibt einige vielversprechende Versuche, performative und repräsentative Theateransätze in einen konstruktiven Dialog miteinander zu setzen, um das Theater als lebendigen Ort der Verhandlung gesellschaftlicher Fragen voran zu bringen. Die Ästhetik des Performativen hat den arrivierten Theaterbetrieb längst erreicht und sowohl Inhalte und Stoffe als auch handwerkliche Kompetenzen aus dem Stadttheater wirken inzwischen zurück auf die sogenannte Freie Szene. Theatrale Formen, die vormals säuberlich getrennt und aufgeteilt waren auf das Traditionssystem der Repertoire-Betriebe und die freien Produktionshäuser, scheinen sich zunehmend gegenseitig zu durchdringen.

mit Marietta Piekenbrock (Volksbühne Berlin), Prof. Dr. Ulrike Haß (Ruhruniversität Bochum), Aljoscha Begrich (Maxim Gorki Theater / Rimini Protokoll), Sven Schlötcke (Theater an der Ruhr), Peter Carp (Theater Oberhausen), Matthias Frense (Ringlokschuppen Ruhr); Moderation: Prof. Dr. Oliver Scheytt

Veranstalter: Ringlokschuppen Mülheim, Theater Oberhausen

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köln 20. mai 2017
„theaterräume – bühnen als orte des wandels“
kulturfeature-reihe: alles nur theater?
autor: tobi müller

Seit der Museumsmann Chris Dercon als Nachfolger des Berliner Volksbühnen-Intendanten Frank Castorf feststeht, geht die Angst um: Verschwindet mit Dercon die Idee von festen Ensemble-Schauspielern, von Repertoire und auch von deutscher Leitkultur? Dabei ist der Wandel längst im Gange.

Alles nur Theater – Bühnen als gesellschaftliches Experiment

Mit: Chris Dercon, Bettina Masuch, Thomas Oberender, Marietta Piekenbrock, Milo Rau, Johan Simons, Kay Voges u.a.

Produktion: WDR 2017

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berlin, 16. mai 2017
statement
pressekonferenz, volksbühne berlin

Doing Kunst lautete der Selbstauftrag, mit dem Samuel Beckett im September 1936 seine Winterreise durch Deutschland begann. Forscherisch, mit dunklem Humor tastete der 30jährige die Oberfläche der Städte und ihrer Innenräume ab. Museen und Galerien, aber auch Theater, Bibliotheken und Wirtshäuser waren sein Ziel. Die deutsche Kunst und Kultur erlebte er als eine Kultur der Extreme. Auf irritierende Weise begannen sich in Berlin und München Faschismus und Moderne zu ordnen, zu bedrohen und gegenseitig auszugrenzen. Becketts Deutsche Tagebücher, die nun bald Deutsch vorliegen, lesen sich wie das Protokoll einer intellektuellen Malaise: „Deutschland ist grässlich“ resümiert er. Fünfzehn Jahre später sah das, was wir bisher Literatur nannten, sah das, was wir als Theater kannten anders aus.

Wir sind in den letzten Monaten häufig nach der Zukunft des Theaters gefragt worden. Wir sind keine Propheten. Wir wissen nicht, welche Zukunft der Fall sein wird. Aber wir können unsere Aufmerksamkeit für Momente in der Geschichte schärfen, die Zukunft charakterisieren und versuchen, daraus Anleitungen zu entwickeln.


Veranstalter: Volksbühne Berlin, Tempelhof GmbH
Ort: Tempelhofer Flughafen, Berlin
www.volksbuehne1718.berlin/de

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Marietta Piekenbrock mit chris dercon © andreas pein, faz

mit chris dercon © andreas pein, faz

berlin, 20. dezember 2016
unser theater soll eine schule des befremdens sein
gespräch mit marietta piekenbrock und chris dercon über die volksbühne
geführt von jürgen kaube, kolja reichert und simon strauß

Gibt es in zwanzig Jahren überhaupt noch diese Art der Spartenhäuser? Ein Haus für die Oper, ein Haus für das Theater, ein Museum für die bildende Kunst, eine Philharmonie für die Musik, ein Kino für den Film? Es sind nicht unbedingt immer die Festivalleiter oder Kuratoren, die dafür sorgen, dass das Museum tanzt, der Tanz spricht, das Schauspiel sich auf der Leinwand verdoppelt oder das Kino den Bühnenraum betritt. Das sind alles Formen, mit denen die Künstler offenbar etwas vorbereiten, von dem wir noch gar nicht wissen, was das in Zukunft sein wird. Vielleicht eine Metastruktur, der Superapparat, der alle Formen in sich aufnimmt und transzendiert.

Abgedruckt in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Dezember 2016
www.faz.net

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zürich, 10. november 2016
ist das (stadt)theater für alle(s) da?
tagung
moderation, tobi müller, berlin

Unter diesem Titel lädt der Schweizer Bühnenverband Gäste ein, sich mit strategischen und aktuellen Fragen auseinanderzusetzen. Die wachsenden, nicht selten widersprüchlichen Forderungen an die Stadttheater – kulturelle Bildung, künstlerische Innovation, Vermittlung, gar Herstellung von Werten und ihre Hinterfragung, Publikumsbindung wie – erweiterung, Partizipation und Repräsentation – geben Anlass dazu, sich darüber auszutauschen, welche Aufgabe Theater haben und welche Forderungen das Theater an sich selbst stellen sollte, um seine gesellschaftliche Autorität nicht zu verlieren.

mit: Lukas Bärfuss, Peter Michalzik, Florian Malzacher und Marietta Piekenbrock

Veranstalter: Schweizerischer Bühnenverband
Ort: Neumarkttheater, Zürich
Leitung: Stefan Märki

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frankfurt, 10.februar 2016
jour fixe mit marietta piekenbrock
gespräch

Nach 25 Jahren Intendanz von Frank Castorf kommt es an der Berliner Volksbühne 2017 zu dem wohl meist diskutierten Intendantenwechsel der jüngeren deutschen Theatergeschichte: Der derzeitige Leiter der Tate Modern in London, Chris Dercon, wird die Leitung des Hauses übernehmen. Maßgeblich mitverantwortlich für die zukünftige Ausrichtung der Volksbühne ist die designierte Programmleiterin Marietta Piekenbrock.

Moderation: Prof. Dr. Nikolaus Müller-Schöll
Veranstalter: Goethe-Universität Frankfurt am Main, Hessische Theaterakademie
Ort: Campus Bockenheim, Frankfurt

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berlin, 26. – 29. mai 2016
berlin-college
laboratorium für gegenwart
projektseminar sommersemster 2016

Berlin als Modell für eine neue Urbanität? Der Beginn des 21. Jahrhunderts markiert einen Epochenbruch, der Kunst- und Kulturinstitutionen mit neuen Fragestellungen konfrontiert. Globalisierung und Medialisierung stellen Theaterhäuser und Museen vor Herausforderungen, die ihre traditionellen Aufgaben übersteigen. Als Orte der Präsentation und der Selbstvergewisserung haben sie viel institutionelles Wissen aufgebaut und müssen nun erleben, dass Strukturen und Erfahrungen das innere Betriebssystem belasten können, wenn es darum geht, auf kulturelle, ökonomische und demographische Veränderungen dynamisch zu reagieren. Dieser Transformationsbedarf wird in Berlin besonders intensiv diskutiert. Mit der Gründung des Humboldforums und der Neuausrichtung der Volksbühne werden von der Hauptstadt modellhafte Orientierungen und Impulse erwartet.

Nun ist Globalisierung nicht nur eine wirtschaftliche Realität, sondern auch ein kulturelles Phänomen, das uns mit der Zunahme von Differenziertheit und Diversität konfrontiert. Sehen wir uns als Deutsche, als Europäer oder als Kosmopoliten? Was können wir tun, damit unsere Gesellschaft und infolge auch ihre Institutionen aus diesen Fragen evolutionäre Strategien ableiten?

Das Berlin College ist ein interdisziplinäres Laboratorium für angewandte Kulturreflexion. Die erste Edition bietet Einblicke in künstlerischen Programme und Praktiken der Hauptstadt und ermöglicht mit Akteuren der Berliner Theater, Museen, Festivals und nicht-institutionellen Felder in einen direkten Dialog zu treten.

Das Berlin College ist hervorgegangen aus dem Projektseminar www.wirsindunseremodelle.de, entwickelt von Studierenden der Universität Witten/Herdecke.

Veranstalter: Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Kulturreflexion
Planungstreffen: 14.april 2016
Ort: [....] raum, Witten
Leitung: Marietta Piekenbrock

www.uni-wh.de

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dortmund, 20. november 2015
kunst versus kommerz
podiumsdiskussion

Unter dem Titel Kunst vs. Kommerz? soll aus kulturpolitischer Sicht eine Reflexion über  die Verortung von Kunst und Kultur in unserer Gesellschaft unter den Vorzeichen von Privatisierung, Digitalisierung und Ökonomisierung erfolgen. Anlass dazu geben nicht nur aktuelle Entwicklungen im  Falle der Kunstsammlung der Portigon AG in NRW, sondern auch die Debatten um die Reformierung des Kulturgutschutzgesetzes sowie um das transatlantische Handels- und Investitionsschutzabkommen (TTIP).

Moderation: Christiane Hofmanns, Welt am Sonntag; Prof. Dr. Oliver Scheytt, Präsident der Kulturpolitischen Gesellschaft
Veranstalter: Kulturpolitische Gesellschaft
Ort: Dortmunder U

www.kupoge.de

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etchells

neo sculpture by tim etchells, gwanju 2015 © mp

gwanju, zürich berlin, 5. september 2015
„jeder ist ein expat“
wie die gegenwart unsere geschichte zum lehrstück verfremdet

Gibt man die Adresse des Theaters am Neumarkt in die Suchzeile ein, um aus der rauschhaften Google-Earth-Perspektive auf die Stadt Zürich zuzurasen, erkennt man in unmittelbarerer Nachbarschaft drei Häuser mit starker Geschichte: In der Spiegelgasse 2 starb 1837 Georg Büchner. Hier hat er seine Probevorlesung „Über die Schädelnerven“ entwickelt, hier stand der Schreibtisch mit einer der berühmtesten Schubladen der Theatergeschichte. Nach seinem Tod tauchte darin das unvollendete Manuskript zum „Woyzeck“ auf. Im Obergeschoss des Nachbarhauses gründete Hugo Ball 1914 das Cabaret Voltaire, um bald mit den Auftritten durch die angrenzenden Zunfthäuser zu ziehen. Und die Hausnummer 14 ist das ehemalige Exil Lenins gewesen. Was heute ein bürgerliches Wohnzimmer der Stadt Zürich ist, war 1916 noch ein Arbeiterquartier mit Wurstfabrikgestank, der Lenin am Schreiben hinderte. An dieser Carrefour von Vormärz, russischer Revolution und Dadaland, wo seit 200 Jahren Künstler, Sozialdramatiker, Radikaldemokraten und Revolutionäre schreiben, singen, malen, kleben, forschen, streiten, tanzen, singen und spielen, hier offenbart sich die Aufgabe eines Theaters vielleicht deutlicher als anderswo: Menschen zusammenbringen, nach neuen Kulturformen, offenen Ordnungen und zeitgemäßen Ritualen suchen.

Auftraggeber: Theater Neumarkt, Zürich
Der vollständige Artikel erscheint in: 100 Jahre Theater Neumarkt - 1966-2066. Das Arbeitsbuch. Verlag Theater der Zeit, Dezember 2015

www.theaterneumarkt.ch

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witten, 27. oktober 2015
wir sind unsere modelle
haus oder projekt?
die volksbühne berlin als modell für kollaboration
projektseminar, wintersemster 2015/2016
leitung: marietta piekenbrock

„Wir sind unsere Modelle“ ist ein Laboratorium für Fragen zu Kulturtheorie, Management, Ethik und Organisation. Ab dem Wintersemester 2015/16 wechselt das Seminar die Forschungsperspektive. Im Fokus stehen nicht mehr einzelne Akteure, sondern eine ganze Institution: Die Volksbühne Berlin. Im Frühjahr wurde der belgische Museumsleiter Chris Dercon an die Spitze des traditionsreichen Theaters berufen. Ab 2017 werden er und seine Programmdirektorin Marietta Piekenbrock die Bühne in ein internationales Raumlabor für das Theater des 21. Jahrhunderts verwandeln. „Kollaboration als Modell“ heißt ihre Arbeitshypothese. Sie verstehen sich als Moderatoren eines Prozesses, der für zeitgenössische Produktions- und Kunstformen nach neuen, institutionellen Antworten sucht. Mit der Berufung und Bekanntgabe ihrer Pläne stürzte das deutsche Theatersystem aus seinem Gleichgewicht. Wird man es in Zukunft nur noch mit Projekthäusern und temporären Zuständen zu tun haben?

In seiner Reflexion über das Verhältnis von institutionalisiertem und freiem Theater spricht Dirk Baecker von einer „Katastrophe im System“: Die Theater stehen vor einem Wechsel zentraler Orientierungen. Sie haben viel institutionelles Wissen aufgebaut, aber müssen nun erleben, dass Strukturen und Erfahrungen die Psyche einer Institution belasten können, wenn es darum geht, auf künstlerische und ökonomische Herausforderungen dynamisch zu reagieren. Wir treffen Politiker, Intendanten, Künstler und Journalisten, wir versuchen in ihre Köpfe zu blicken, um die Maximen ihres öffentlichen Handelns zu dokumentieren.

„Wir sind unsere Modelle“ ist Seminar, Projekt, Redaktion, Archiv und Website. Die Teilnehmer treffen sich zur wöchentlichen Redaktionskonferenz im [...] raum, einem Café in der Wittener Innenstadt, das neuen Arbeitsformen ein Experimentierfeld und eine Bühne bietet.

Veranstalter: Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Kulturreflexion
Ort: [...]raum, Witten

www.uni-wh.de; www.arbeitundcafe.de

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berlin, august 2015
die deutsche bühne: nachgefragt
über neue sprachen und sichtweisen für das traditionstheater

die deutsche bühne: Die Volksbühne scheint sich künftig stärker gen Westen (Benelux und angelsächsischer Sprachraum) zu öffnen, während die Auseinandersetzung mit dem Osten (Deutschlands und mit Russland) die Programmatik der Volksbühne seit dem Mauerfall wesentlich geprägt hat. Wird da nicht eine besondere Berliner Stimme verloren gehen?

marietta piekenbrock: Eine wichtige Frage. Doch wenn man gewollt hätte, dass sich die Volksbühne auf eine bestimmte Himmelsachse konzentriert, hätte man sicher eine andere Persönlichkeit eingeladen. Ich glaube, es gibt keinen Grund so zu tun, als sei ein neoliberales Raumschiff versuchsweise und zufällig auf dem Rosa-Luxemburg-Platz gelandet. Die Entscheidung ist kein Unfall, sondern vergangene Politik, also absichtsvoll und geplant getroffen. Der neue Intendant heißt Chris Dercon, und nicht etwa Johan Holtrop. Seine kosmopolitische Biografie ist ein Plädoyer für die Kongenialität des Fremden. Denken Sie nur an die Serie „Alf“. Außerirdische Lebensformen sind unkonventionell! Sie kommen als tollpatschige Monster, machen eine Bruchlandung, lösen Horror-Gefühle aus (Hilfe, der Kurator kommt!), aber plötzlich bezaubern sie alle, weil sie Unruhe, Innovation, Impulse und ein paar Eskapaden in unsere Vorgärten bringen!

Auszug, abgedruckt in: Die deutsche Bühne, Auszug,August 2015


www.die-deutsche-buehne.de

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susanne kennedy, regisseurin

susanne kennedy, regisseurin
© Doris Spiekermann-Klaas

berlin, 2. juni 2015
„das subjekt ist kein thema mehr“
susanne kennedy im gespräch

Verfremdet durch Masken und Playback-Dialoge entwickelt die Regisseurin Susanne Kennedy Figurentableaus, deren Spielweisen an Formen des Volkstheaters erinnern. Ob roh, ritualisiert oder unterschwellig, eine mechanische Choreografie macht die Gewalt von Gesten, Worten, Individuen und Kollektiven physisch spürbar. Dabei scheint die Unterscheidung nach Genre wenig zu greifen. Theater, Installation, Puppenspiel, Parcours oder Videogame - alle Herangehensweisen werden ausgelotet. Wie eine Bildhauerin formt sie Spieler, Raum und Zeit zu einer Plastik, die die Wahrnehmung des Zuschauers verlangsamt.

Für ihre Inszenierung Fegefeuer von Ingolstadt wird Susanne Kennedy von der Fachzeitschrift Theater heute zur Nachwuchsregisseurin des Jahres gewählt und mit dem 3sat-Preis ausgezeichnet. Die Inszenierungen Fegefeuer in Ingolstadt und Warum läuft Herr R. Amok? werden 2014 und 2015 zum Theatertreffen nach Berlin eingeladen. Ab 2017 wird sie an der Berliner Volksbühne inszenieren.

Im August 2015 hat ihre erste Musiktheaterarbeit Orfeo im Rahmen der Ruhrtriennale Premiere, in der sie das Publikum durch ein Labyrinth analoger, digitaler und mentaler Räume führt. Ab September ist die Aufführung im Berliner Gropius Bau zu sehen.

Auftraggeber: MADAME, Verlag GmbH, München
Abgedruckt: MADAME, september 2015
www.madame.de

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© Anne Van Aerschot

anne teresa de keersmaeker, work/travail/arbeid
© Anne Van Aerschot

london, brüssel, venedig, mai 2015
„walk in, work it, move on, hands up, come together!“
choreografen bringen in museen die verhältnisse zum tanzen
zwischen partizipation, party und choreografischem protokoll

Was wäre, wenn die Londoner Tate Modern ein Museum für Tanz wäre? Was wäre, wenn die Besucher des Brüsseler Kunstzentrums WIELS nicht nur auf Bilder und Objekte, sondern auf Tänzer und Musiker träfen? Im Frühjahr 2015 verwandeln der französische Choreograf Boris Charmatz und die belgische Choreografin Anne Teresa de Keersmaeker zwei klassische Kunstmuseen in einen dance floor und eine begehbare Installation. Ausgestellt werden Bewegungen, Gesten und Klänge. Durch die bloße Anwesenheit ihrer Körper in den Räumen eines Museums zeichnen die Tänzer und Musiker das Bild einer Welt, in der Tanz und Choreografie unser Wertesystem inspirieren: Ist die Obsession für Objekte, für materielle Werte an ihr Ende gekommen? Was kann eine Gesellschaft von ihren Choreografen lernen? Wie reagieren wir auf ihre Gedankenwelt? Welche Aufgabe hat ein Museum in einer Gesellschaft?

Abgedruckt in: Walk in, work it, move on, hands up, come together. Choreografen bringen in Museen die Verhältnisse zum Tanzen. Zwischen Partizipation, Party und choreografischem Protokoll. In: Neue Realitäten. Jahrbuch des Bundesverband Freie Darstellende Künste 2014/2015, Berlin 2015

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berlin, 24. april 2015
„volksbühne berlin: kollaboration als modell“
chris dercon, marietta piekenbrock

In Berlin gibt es eine sehr hohe Dichte an Schauspielhäusern und Festivals. Dieser besondere Reichtum ermöglicht es, an der volksbühne berlin über Präsentations-, Produktions- und Arbeitsstrukturen anders nachzudenken.

Ab Herbst 2017 wird die volksbühne berlin zur Bühne für die Zukunft der Künste. Internationale Künstlerinnen und Künstler sind eingeladen, das Narrativ des Theaters zu erweitern. Die deutsche Theaterregisseurin Susanne Kennedy, die in Brüssel lebende, dänische Choreografin Mette Ingvartsen, der französische Choreograf Boris Charmatz, der in Berlin lebende, französische Filmregisseur und Produzent Romuald Karmakar und der Münchner Filmemacher und Autor Alexander Kluge haben zugesagt, in den nächsten Jahren an der volksbühne berlin zu inszenieren, zu choreografieren, zu filmen und die Möglichkeiten dieses Theaters zu nutzen für die Entwicklung und den Dialog der Künste.

Link zur Pressemitteilung

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witten, 6. februar 2015
„wir sind unsere modelle“.
fortschritt hängt von den unvernünftigen ab!
Interviews & videos

Nicht Technologien, nicht Strukturen, nicht ökonomische Modelle erschaffen eine lebenswerte Zivilisation. Das können nur Menschen! Wir haben nachgefragt bei Musikern, Verlegern und Filmemachern. Fernab von Bühne und klassischem Journalismus, gewährten sie uns Einblick in lose Gedanken, verdeckte Hintergründe und persönliche Motive. Das Interview ist in der heutigen Mediengesellschaft ein selbstverständliches, beliebtes Porträtformat. Die jetzt vorliegenden Gespräche lassen erkennen, dass diese besondere Form des Dialogs nicht nur ein Medium zur Selbstdarstellung ist, sondern auch ein (Erkenntnis-)Werkzeug sein kann, um seine Ideen, sein Werk und auch seine Wirkung kritisch zu reflektieren. Wir haben entdeckt, dass hinter jeder dieser Personen, hinter jeder öffentlichen Praxis eine Art „Secret Garden“ liegt, eine geschützte Sphäre für leises Forschen, für Dissidenz und Improvisation.

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witten, 15. oktober 2014
„wir sind unsere modelle“. teil zwei
künstler und kulturschaffende zwischen idee,
institution und markt
projektseminar wintersemester 2014/2015
leitung: marietta piekenbrock

Was bewegt Sie? Welche Taktiken haben Sie entwickelt, um aus überkommenen Strukturen herauszutreten? Können Sie Ihre persönliche Gegenökonomie beschreiben? Das erstbeste Erfolgserlebnis? Die bewährteste Klugheitsregel? Die nachhaltigste Mißbilligung? Wir treffen Künstler und Kulturschaffende zum Gespräch, denen es gelungen ist, ihre Ideen erfolgreich in der Realität zu verankern: Yoel Gamzou (Dirigent), Daniela Seel (Verlagsgründerin kookbooks), Marcel Hartges (Verleger, Piper Verlag), Rimini Protokoll (Theaterkollektiv), Oliver Maria Schmitt (Autor, Mitherausgeber der Titanic, Politiker), u.a.

Kultur- und Kunstbetriebe suchen Manager. Prozesse werden gesteuert, evaluiert und optimiert. „Der Sachzwang regiert“ sagt der Kulturphilosoph Luc Boltanski. „Wir sind unsere Modelle“ entgegnet der Ökonom Tomas Sedlacek. In seinem emphatischen Buch „Gut und Böse“ stellt er den Menschen in den Mittelpunkt mit seiner einzigartigen Fähigkeit, Ideen zu entwickeln und spontan zu handeln. Seine Beobachtungen auf vielen Ebenen der Gesellschaft erinnern uns daran: Nicht Technologien, nicht Strukturen, nicht ökonomische Modelle erschaffen eine lebenswerte Zivilisation. Das können nur Menschen.

Veranstalter: Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Kulturreflexion und Fakultät für Doing Culture
Ort: [...]raum, Witten
www.uni-wh.de; www.arbeitundcafe.de

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gregor schneider kunstmuseum

gregor schneider, KUNSTMUSEUM
© Stephan Glagla

duisburg 27. september 2014
„i love it“
verleihung der children’s choice awards 2014
an gregor schneider

In einer feierlichen Zeremonie verleiht die offizielle Festivaljury der Ruhrtriennale die  „Children's Choice Awards“. Neben der Auszeichnung „Best-of-the-best“ – in diesem Jahr für Gregor Schneiders KUNSTMUSEUM - finden sich unter den von den Kindern entwickelten Preiskategorien unter anderem „Die Show, nach der ich den Regisseur umbringen wollte“, „Es war so gut, dass ich es allen erzählen musste.“, „Die Show aus den 80ern“ oder „Die Show, die so romantisch war, dass ich jemanden küssen wollte.“...

Veranstalter: Ruhrtriennale
www.ruhrtriennale.de

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Boris Charmatz im Saana-Gebäude

avant le spectacle: boris charmatz
im saana-gebäude, welterbe zollverein
© mp

essen, 13. september 2014
tino sehgal: „(ohne titel) (2000)“
ein solo, drei variationen

Was kann eine Gesellschaft von ihren Choreografen lernen? Wie reagieren wir auf ihre Gedankenwelt? (Ohne Titel) (2000) zeichnet das Bild einer Welt, in der Tanz und Choreografie das Wertesystem einer Gemeinschaft inspirieren. Ursprünglich für die Bühne des Theaters konzipiert und von Tino Sehgal selbst getanzt, blieb das Solo als ein ›Museum des Tanzes‹ im kulturellen Gedächtnis haften – allerdings als ein Museum, dessen Räume keine Objekte enthalten, sondern Bewegungen und Gesten ikonischer Tanzstile. Jetzt, 14 Jahre später, konfrontieren die Körper dreier Tänzer die Tanzgeschichte des 20. Jahrhunderts mit der Architektur postindustrieller Landschaften.

Andrew Hardwidge, Frank Willens und Boris Charmatz lassen durch die bloße Anwesenheit des Körpers (ohne Musik, ohne Bühnenbild) Räume für neue Lesarten und Bedeutungen entstehen: Welche Aufgabe hat ein Theater oder ein Museum in einer Gesellschaft? Ist die Obsession für Objekte, für materielle Werte an ihr Ende gekommen? Die Kunst von Tino Sehgal ist immateriell, sie nimmt in dem Moment Gestalt an, in dem der Zuschauer ihr begegnet. Seit 2000 konstruiert er Live-Situationen, in denen Interpreten über Bewegungen, Gespräche oder Gesang mit Besuchern und Zuschauern in Kontakt treten und sie einladen, die Struktur des Werkes zu beeinflussen.


Veranstalter: Ruhrtriennale, Musée de la danse /
Centre chorégraphique national de Rennes et de Bretagne
www.ruhrtriennale.de; www.museedeladanse.org

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Installationsansicht Sebastian Drüen

installationsansicht, museum folkwang essen 2014; © sebastian drüen

Aufsicht Magda Kulak

aufsicht, naturkundemuseum, lódź
© magda kulak

essen, 16. august 2014
antje ehmann/ harun farocki:
„eine einstellung zur arbeit“
ausstellungseröffnung, museum folkwang
kuratiert von marietta piekenbrock

Die Kamera des ersten Films, der in der Geschichte zur Vorführung kam, ist auf eine Fabrik gerichtet. Der Film trägt den Titel „La Sortie de l’usine Lumière á Lyon“ (1895). Er zeigt Männer und Frauen, wie sie das Werkstor der Lumière-Werke in Lyon verlassen. Der etwa 45 Sekunden lange Film der Gebrüder Lumière wurde in nur einer Einstellung gedreht und sagt: Jedes Detail der bewegten Welt ist es wert, festgehalten und betrachtet zu werden.
Für ihr neues Projekt „Eine Einstellung zur Arbeit“ greifen Antje Ehmann und Harun Farocki auf die Methode der Lumière-Brüder zurück, um etwas von der entschiedenen Sachlichkeit der Filme des 19. Jahrhunderts wiederzugewinnen. Die Aufgabe lautet: Mit einer einzigen Kameraeinstellung das Thema ›Arbeit‹ zu behandeln.
Mehr als 400 Filme aus zehn Städten von fünf Kontinenten – für ihr Projekt „Eine Einstellung zur Arbeit“ reisten Antje Ehmann und Harun Farocki über drei Jahre in 15 internationale Großstädte, um mit örtlichen Videokünstlern und Filmemachern 400 Kurzfilme zu realsieren. Die Filme zeigen bezahlte und unbezahlte, materielle und immaterielle, traditionsreiche und gänzlich neue, industrielle sowie vor- und postindustrielle Formen von Arbeit.

Veranstalter: Ruhrtriennale in Kooperation mit dem Museum Folkwang
www.ruhrtriennale.de; www.museum-folkwang.de; www.eine-einstellung-zur-arbeit.net
Ein Projekt von Antje Ehmann und Harun Farocki

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Boris Charmatz, Jahrhunderhalle Bochum

boris charmatz, jahrhunderthalle bochum 2014
© ursula kaufmann

bochum, 19. juni 2014
„wir essen im liegen wir schlafen im stehen wir verdauen die informationen wir tanzen mit vollem mund wir singen im kauen wir kauen im gehen wir tanzen im denken im singen im schlucken der tanz ist gaumen der tanz ist zähne der tanz
ist zunge“
boris charmatz im gespräch über „manger“

Spontane Strukturen gleiten ins Chaos, um sich im nächsten Augenblick in wiederkehrenden Mustern neu zu formieren. Der französische Choreograf und Tänzer Boris Charmatz konfrontiert uns in seinen Stücken mit Skizzen der Ohnmacht, der Erniedrigung, der Heiligkeit, der Kameradschaft und des Protests. Seine Choreografien sind nicht Abspiegelung, Reflex des Lebens, sondern Steigerung (ins Konfliktuelle, Extatische, Symbolische, Freiheitliche) und Reduktion (aufs Wesent­liche, Strukturelle, Intime). Dabei unterwandert er – wie zuletzt in seinen Meisterwerken »enfant« und »Levée des conflits« – Erwartungen und Formgesetze, er bricht mit Routinen und arbeitet an der Ausweitung des choreografischen und institutionellen Raums.

Auf der Bühne von Boris Charmatz herrscht häufig eine kafkaeske Dunkelheit. Dämmriges Licht hält Hintergründe in dunklen Tönen, die auf ein Entleertsein verweisen. Man erkennt Menschen in Bewegung und erahnt eine größere, abwesende Ordnung. Die gebeugten Körper werden zu konkreten, skulpturalen Zeichen. In dem Film »Levée« hellt sich die Szene auf. Die karstige Oberfläche der Halde Haniel erscheint hier als blanke Schrifttafel, aus der die gekrümmten Körper noch plastischer heraustreten und als Anmerkungen, als (Selbst-) Reflexionen zu einem großen Thema lesbar werden.

Die langerwartete Uraufführung seines neuen Stücks trägt den Titel »manger – essen«. Eine Gesellschaft von 14 Tänzern betritt das leere Bühnenplateau, verwandelt es in einen Tisch – ohne Beine, ohne Tuch, ohne Speisen. Es ist, als ob die Zwischenräume, die Maschen zwischen ihnen noch enger werden und der Ausblick auf alles, was nicht das Materielle, Funktionale und Ökonomische ist, dabei immer schwieriger und seltener wird. Das Reflex- und Maschinenhafte triumphiert

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remscheid, 03 juni 2014
„vermessung kultureller bildung“
streitfälle
kulturelle bildung ohne vermittler
no education. für eine kunst des nichtverstehens.
Impuls von marietta piekenbrock

Kulturelle Bildung zu beschreiben und zu erforschen, wirft viele Fragen auf, die so vielfältig sind wie ihr Gegenstand. Einige strittige Fragen nach Institutionen und Zuständigkeiten, Wirkungen und Nebenwirkungen, Angrenzungen und Unschärfen sowie Möglichkeiten der Vermessung werden im Rahmen der Fachtagung „Streitfälle“ in der Akadmie Remscheid aufgegriffen. Ziel der Veranstaltung ist es, die Diskussion um Streitfälle und Feldvermessung weiter voranzutreiben. Mit Beiträgen von Holger Noltze, Birgit Mandel, Norbert Sievers, Michael Wimmer Christian Rittelmeyer u.a.



Veranstalter: Bundeskademie für Kulturelle Bildung in Remscheid und Wolfenbüttel, Stiftung Universität Hildesheim, Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung
www.akademieremscheid.de

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witten, 10. april 2014
„wir sind unsere modelle“.
künstler und kulturschaffende zwischen idee,
institution und markt
projektseminar sommersemester 2014
leitung: marietta piekenbrock

Kultur- und Kunstbetriebe suchen Manager. Prozesse werden gesteuert, evaluiert und optimiert. „Der Sachzwang regiert“ sagt der Kulturphilosoph Luc Boltanski. „Wir sind unsere Modelle“ entgegnet der Ökonom Tomas Sedlacek. In seinem emphatischen Buch „Gut und Böse“ stellt er den Menschen in den Mittelpunkt mit seiner einzigartigen Fähigkeit, Ideen zu entwickeln und spontan zu handeln. Seine Beobachtungen auf vielen Ebenen der Gesellschaft erinnern uns daran: Nicht Technologien, nicht Strukturen, nicht ökonomische Modelle erschaffen eine lebenswerte Zivilisation. Das können nur Menschen.

Ideen lassen sich nicht auf Anhieb in sichtbare Ressourcen oder belastbare Strukturen verwandeln, weshalb die Bedeutung mentaler oder intuitiver Faktoren immer häufiger missachtet wird. Unsere Aussichten auf Neuerfindungen und Veränderungen wachsen mit dem Vertrauen in Menschen, die nicht nur fixiert sind auf das, was sie schon kennen oder das was einen quantifizierbaren Nutzen verspricht.

Wir treffen Künstler und Kulturschaffende, denen es gelungen ist, ihre Ideen erfolgreich in der Realität zu verankern, zum Gespräch. Wir fragen nach ihren Motiven. Was bewegt Sie? Welche Taktiken haben sie entwickelt, um aus überkommenen Strukturen herauszutreten? Können Sie Ihre persönliche Gegenökonomie beschreiben? Was inspiriert Sie? Woher nehmen Sie Ihren Optimismus?



Veranstalter: Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Kulturreflexion und Fakultät für Doing Culture
www.uni-wh.de

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berlin, 10. März 2014
„no education“ nominiert für den bkm-preis
kulturelle bildung 2014

Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), gab am heutigen Montag die Nominierungen für den BKM-Preis Kulturelle Bildung 2014 bekannt. Eine Fachjury hatte zuvor am 10. und 11. Februar 2014 die zehn bemerkenswertesten Vorhaben aus rund 100 Vorschlägen ausgewählt. Die Preisverleihung findet am 17. Juni 2014 in der Stiftung Genshagen statt. Dort wird Prof. Grütters die diesjährigen Preisträger bekanntgeben. Der BKM-Preis Kulturelle Bildung wird in diesem Jahr zum sechsten Mal vergeben. Mit dem Preis honoriert die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) jährlich hervorragende, modellhafte Projekte der kulturell-künstlerischen Vermittlung. „No Education“ (Konzeption: Marietta Piekenbrock) ist ein Laboratorium für ästhetische Wahrnehmung, das seit zwei Jahren viel Bewegung bringt in die eingespielten Verhältnisse zwischen Kunst, Kind und Bildung und neue Fragen zu Fairness, Ausgrenzung und der Würde des Kindes aufwirft.


Veranstalter: Bundesministerium für Kultur und Medien (BKM), Ruhrtriennale 2012-2014
www.ruhrtriennale.de / www.bundesregierung.de

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Jan Lauwers elliptischer Stil knüpft unübersehbar an die Leerformen der belgischen Surrealisten Magritte und Broodthaers an.

Jan Lauwers knüpft an die Leerformen der belgischen Surrealisten an.
© Marcel Broodthaers 1967

münchen, 15. november 2013
marietta piekenbrock: made in belgium
jan lauwers’ „deconstruction 07“
essay

Ist es Theater, ist es Kunst, ist es ein Konzert oder ist es am Ende ein trauriger Traum? Nach dem Tod seines Vaters betritt der Sohn das Haus seiner Kindheit. Er trifft auf Objekte und Gegenstände, von deren Existenz er bis dahin nichts ahnte. Der Vater, ein Ethnologe, hat sie gesammelt, seziert, studiert und archiviert. In seinen Händen hält der Sohn ein Einmachglas mit einem menschlichen Herzen in Formaldehyd und die ägypische Mumie eines jungen Pavians. Der belgische Künstler Jan Lauwers hat diese Szene in zahlreichen Interviews und Texten beschrieben und künstlerisch variiert. Mit seiner Performance „Isabellas Room“ (2004) und seiner Installation „Needcompany Deconstruction“ (2007) betritt er die Kellerräume der Geschichte: die seiner Familie, seiner Kindheit und Jugend, die seines eigenen Werkkörpers und schließlich mit „Deconstructions 07“ – die des 20. Jahrhunderts.

In: Das SPIELART Festival München.
Berlin 2013 Herausgeber: Spielmotor München e.V. und Theater der Zeit

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köln, 06. oktober 2013
wdr forum: kulturelle bildung
radiosendung

Dina Netz diskutiert mit Marietta Piekenbrock (Ruhrtriennale), Barbara Granderath (Erich-Kästner-Grundschule), Winfried Kneip (Stiftung Mercator),
Holger Noltze (Universität Dortmund)

WDR: „Kulturelle Bildung“ - dieses Begriffspaar erlebt seit einigen Jahren eine erstaunliche Konjunktur. Gab es vor 20 Jahren noch einzelne Kinder- und Jugendtheater, war es noch ein Ereignis, wenn man mit der Klasse ins Museum ging, so gibt es heute eine fast nicht mehr überschaubare Menge an Kultur-Angeboten für Kinder und Jugendliche. Jede, wirklich jede Kultur-Institution im Lande kümmert sich in irgendeiner Form um junges Publikum – schon damit in ein oder zwei Generationen noch Besucher kommen. Insofern ist es kaum verwunderlich, dass auch eins der wichtigsten Festivals des Landes ein „Education“-Programm hat. Überraschend ist allerdings der Name: Die Ruhrtriennale nennt ihr Programm für Kinder und Jugendliche nämlich „No Education“ - also in etwa: „Keine Bildung“. Dieses Programm ist der Aufhänger, um über kulturelle Bildung zu diskutieren, ihre Chancen und auch über die Dinge, die es zu verbessern gilt. Nachzuhören unter: Podcast nachhören


Veranstalter: WDR, Köln in Kooperation mit der Ruhrtriennale
www.ruhrtriennale.de / www.wdr.de

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premiere wilson

„the children’s choice awards“, premiere von „das mädchen mit den schwefelhölzern",
regie bob wilson
© Stephan Glagla

bochum, 14. september 2013
mammalian diving reflex: the children’s choice awards
die offiziielle festival jury

Klassische Programme der kulturellen Bildung und Vermittlung suggerieren häufig, dass erst Kennerschaft zu einer tiefen künstlerischen Erfahrung befähige. Dabei unterschätzen wir gern, was ein Mensch, also auch ein Kind, an Fähigkeiten und Intuition mitbringt. Dazu gehört auch, die Sprache der Kunst zu verstehen. Das Projekt The Children’s Choice Awards basiert auf der Beobachtung, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen offen sind für solche Wahrnehmungen. Schluss mit den „adults-only“-Bezirken! Die Volkswirtin und Autorin Alison M. Watson beobachtet, dass Kindheit nicht eine Phase ist auf dem Weg zum Erwachsenwerden, sondern eine permanente soziale Kategorie: ein Klasse: „Als Klasse bleiben Kinder die letzte Minderheit, die wir legal diskriminieren dürfen.“ The Children’s Choice Awards Awards sind eine Intervention bei der Ruhrtriennale – nicht zur kulturellen Erbauung von Kindern (wie der Regisseur und Autor Darren O’Donnell betont), sondern zur sozialen Erbauung der Erwachsenen.

Veranstalter: Ruhrtriennale in Kooperation mit Mammalian Diving Reflex

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premiere wilson

tumbletalks: boris charmatz,
william forsythe, museum folkwang,
essen 2013

essen, 24. august 2013
tumbletalks 1
william forsythe/ boris charmatz
künstlergespräch

Gespräche sind Kooperationen zwischen Subjekten. In einem Festival haben sie eine schöne, poetische Funktion. Gespräche mit Künstlern sind ein Mittel, uns fremde Erfahrung oder Wirklichkeit nahzubringen. Eine Konversation kann bloße Spiegelscherbe sein, ein Ausschnitt des Kunstwerks oder sie lässt uns über einen neu gebauten Blickwinkel die Konflikte und Kräfteverhältnisse unserer modernen Gesellschaft anders sehen.

Weitere Gäste 2013: Ryoji Ikeda, Rimini Protokoll, Mischa Kuball, Dan Perjovschi, Adam Curtis, Claus Leggewie, Robert Wilson, Quay Brothers, Tim Etchells, Tarek Atoui, Helmut Lachenmann, Stephan Buchberger, Robert Lepage, Renate Klett, Heiner Goebbels, Holger Noltze

Veranstalter: Ruhrtriennale in Kooperation mit dem Kunstring Kunstring Folkwang www.ruhrtriennale.de
www.museum-folkwang.de

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leveedesconflits

boris charmatz/ césar vayssié: „levée“, filmstill

bottrop, 23. august 2013
musée de la danse / boris charmatz: levée des conflits
dreharbeiten auf der halde haniel

Der französische Tänzer und Choreograf Boris Chramatz unterwandert – wie zuletzt in seinem Meisterwerk enfant – Erwartungen und Formgesetze, bricht mit Routinen und arbeitet an der Ausweitung des choreografischen Raums. Je nachdem, ob eine Theater oder ein Museum, ob ein Fußballfeld oder der Gipfel einer Halde zum Schauplatz wird – jeder neue Ort, jeder Perspektivwechsel schreibt der Performance weitere Bedeutungen ein. So changiert Levée des conflits – Die Aufhebung der Konflikte zwischen Skulptur, Installation, Tanz und Contrat social.

Im Vorfeld von Levée des conflits im Rahmen der Ruhrtriennale nutzt das Musée de la danse die konzentrierte Situation und die karstige Oberfläche auf der Halde Haniel zu Dreharbeiten für die Filmversion des Stücks.

Veranstalter: Musée de la danse, Rennes in Kooperation mit der Ruhrtriennale
www.museedeladanse.org
www.ruhrtriennale.de

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kuball yun lee

Mischa Kuball Düsseldorf
© Yun Lee

düsseldorf, 08. mai 2013
der ort ist handlung.
über die performative kraft des lichts
im Gespräch mit Mischa Kuball

Mit Licht private und öffentliche Räume erforschen, soziale und politische Diskurse anregen, mit einfachen Mitteln komplexe Themen ansprechen, das ist die Kunst von Mischa Kuball. Seit 1984 erforscht der Düsseldorfer Medien- und Konzeptkünstler mithilfe des Mediums Licht architektonische Räume. Er reflektiert die unterschiedlichen Facetten von kulturellen Sozialstrukturen bis hin zu architektonischen Eingriffen, die den Wahrzeichencharakter und den architekturgeschichtlichen Kontext betonen oder neu kodieren. Das Gespräch wurde geführt anlässlich seiner neuen Arbeit „Agora/Arena“, einer Lichtinstallation an der Bochumer Jahrhunderthalle im Auftrag der Ruhrtriennale 2013

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12 Rooms, Museum Folkwang, Essen 2012
© Jörg Baumann

witten, 28. mai 2013
diskurs über die zukunftsfähigkeit von kultur
kultur für wen? publikum im wandel
workshopleitung: marietta piekenbrock

Die Entwicklungen der Kulturlandschaft in den letzten Jahren haben zu einem Umdenken in der kulturellen Arbeit geführt. Sei es durch Kürzungen des Kulturetats, zu wenige Zuschauer oder neue Ansprüche – viele Kulturträger müssen neue Wege gehen. Dabei stellt sich den Beteiligten die Frage nach einer verantwortungsvoll und nachhaltig gestalteten Kultur.

Mainstream in der Kulturlandschaft? Nicht im 21. Jahrhundert. Die Zuschauer differenzieren sich heute so weit aus, wie es neue Kulturformen gibt. Wie reagieren Kulturträger darauf? Welches Publikum möchten sie in Zukunft ansprechen? Was bedeutet es für Kulturinstitutionen, wenn es den Mainstream so nicht mehr gibt?

Die Ruhrtriennale 2012-2014 hat mit der Programmreihe „No Education“ eine neue Diskussion angestoßen über das Verhältnis zwischen Kind, Kunst und Bildung. Mit seinem interdisziplinäre Programm schlägt das Festival Brücken zwischen den Kulturen, Generationen und Sprachen. Der Zuschauer ist eingeladen, sich ohne den üblichen Respektabstand mit den Künsten des 21. Jahrhunderts aktiv und explorativ auseinanderzusetzen.

Veranstalter: Universität Witten/Herdecke Fakultät Kulturreflexion www.uni-wh.de

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witten, 28. april 2013
verleihung des mauricio kagel musikpreis der
kunststiftung NRW 2013 an Michel van den Aa
Preisverleihung

Jury: Renate Liesmann-Baum, Elisabeth Schweeger, Louwrens Langevoort, Winrich Hopp, Marietta Piekenbrock

Wittener Tage für Neue Kammermusik 2013

Veranstalter: Kunststiftung NRW, Wittener Tage für Neue Kammermusik www.kunststiftungnrw.de



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wien, 27. april 2013
„was also tun?“
theater als skulpturaler handlungsraum
künstlergespräch mit claudia bosse

Verhandelt werden – ausgehend von der Arbeit von Claudia Bosse – neue Zonen des Performativen, die Verbindungen herstellen zwischen Körper, Sprache, Objekt und Handlung, die sich wiederum an den Gegebenheiten der architektonischen Umgebung orientieren. Gefragt wird danach, wie sich der Zuschauer ohne den üblichen Respektabstand aktiv und explorativ mit einem Amalgam aus Performance, Choreografie, Diskurs, Body-Art, Sound und Assemblage auseinandersetzt. Und wie das Theater des 21. Jahrhunderts nicht nur zu einer Frage von Inhalt und Form, sondern auch zu einer Frage der Verantwortung wird.

Veranstalter: Tanzquartier Wien, Österreich im Rahmen von FEEDBACK (2nd edition) www.tqw.at



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witten, 19./20. april 2013
„permanent temporär“
festivals als laboratorien für eine nachhaltigen kulturpraxis workshop

Der Begriff der Nachhaltigkeit hat seine Karriere bisher vor allem in ökologischen, ökonomischen und politischen Diskussionen gemacht. Eine nachhaltige Ästhetik, eine nachhaltige Kulturpraxis - was könnte das sein?

Stellen wir zu Anfang zwei einfache Fragen in den Raum: Warum gehen wir ins Theater? Was ist seine Essenz?
Und dann eine komplexere: Wie kann man als Kuratorin oder Kurator lernen, Festivals zu Orten für Forschung, Rebellion und laute Träume zu entwickeln und zugleich einen Rahmen anlegen für das gemeinsame Zelebrieren ästhetischer Erfahrungen?

Veranstalter: Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Kulturreflexion www.uni-wh.de



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hamburg, 15. februar 2013
„standortbestimmung festivals integrativ oder inklusiv?“

Mit: Luk Perceval (Thalia Theater, Hamburg), Amelie Deuflhard Kampnagel, Hamburg), Anja Dirks (Theaterformen, Hannover/Braunschweig, Marietta Piekenbrock (Ruhrtriennale), Gunda Zeeb (Wildwuchs Festival, Basel) Moderation Jens Büchsenmann

„Vision On“ 3. Europäische Fachtagung Kunst und Behinderung

Veranstalter Eucrea Verband Kunst und Behinderung e.V. www.eucrea.de



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bochum, 04. februar 2013
„inklusion“ podiumsdiskussion

Neujahrsempfang

Veranstalter: Der Paritätische Nordrhein-Westfalen

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bremen, 02. dezember 2012
„no education“
für ein laboratorium der ästhetischen erfahrung. vortrag

„Stop Teaching“
Minimalinvasive didaktische Konzepte in kunst- und theaterpädagogischen Erfahrungsräumen

Veranstalter: Universität Bremen und Hochschule für Künste im Sozialen, Ottersberg
www.uni-bremen.de

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Ursula Kaufmann, Julia Häusermann in Jérôme Bel: Disabled Theater

© marc courdrais

6. september 2012
mathilde monnier: „soapéra“
ruhrtriennale 2012
vers mathilde. im gspräch mit mathilde monnier

Es sind nicht allein die Bewegungen der Tänzerinnen und Tänzer, die in Mathilde Monniers Stücken so faszinieren. Es ist vor allem die Fähigkeit dieser Art Tanz, Fragen zu stellen: Wie können wir tanzen? Was ist Zeit? Wie bringen wir unseren Körper zum Denken? Kann man Musik sehen? Man könnte Monniers Ideen zum zeitgenössischen Tanz auch als einen ,Danse primitive‘ bezeichnen, als eine Rückkehr zu den Anfängen der Choreografie, um sie noch einmal neu definieren zu können. Schritt für Schritt, Bild für Bild. Der klassische Tanz hat mit Grammatik zu tun, mit einer Beherrschung des Körper und des Raums, mit Positionen. Was ihren Tanz auszeichnet ist die Offenheit gegenüber allem, was nicht Tanz ist: Philosophie, Malerei, Musik, Film. In ihren Stücken – sie werden international gezeigt – werden für das Abstrakte und Vertrackte verblüffend sinnliche Bilder gefunden.

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Ursula Kaufmann, Julia Häusermann in Jérôme Bel: Disabled Theater

Julia Häusermann in Disabled Theater. © Ursula Kaufmann

23. august 2012
jérôme bel: "disabled theater"
ruhrtriennale 2012
Die Außerordentlichen

Wir merken auf beim Anblick von Andersheit. Es gibt charakteristische Resonanzen auf die Begegnung mit den außerordentlichen Körpern behinderter Menschen:Verlegenheit, Neugierde, Irritation und Überforderung und Ablehnung. Allein die Wahrnehmung ihrer Körper und ihrer besonderen Sprache lässt uns die Merkmale ,behindert‘ und ,nicht behindert‘ aufrufen. Reflexhaft beginnt in uns eine Ökonomie des ästhetischen Unterschieds zu arbeiten. Und mit Erschrecken stellen wir fest, dass Theater,Tanz und Performance mit ihrer selektiven Darstellung von Körperbildern ihre eigenen Normativität erzeugt haben.

Im Oktober 2010 schickt das Zürcher Theater HORA eine Email an den Choreografen Jérôme Bel, um zu fragen, ob er sich vorstellen könne, mit einer professionellen Theatergruppe zu arbeiten, die ausschließlich aus Schauspielerinnen und Schauspielern mit geistiger Behinderung besteht.

In Jérôme Bels Werk kommt vieles zusammen: sein seismografisches Gespür für dieVeränderungen in der Gesellschaft und der Kunstwelt, sein planvoller Abstand zu den gängigen Strategien des Betriebs und seine konzeptuelle Strenge. Zentrale Themen sind die Entfremdung und der Verlust unmittelbarer Erfahrung. Die Wechselbewegungen des Körpers (Shirtologie), des Künstlers (The last performance, Xavier Le Roy) und der Kulturindustrie (The Show must go on) mit den Gesetzen einer modernen Marktgesellschaft durchziehen sein gesamtes künstlerisches Schaffen.

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Boris charmatz: enfant

boris charmatz: enfant. © boris brussey

17. august 2012
no education
ruhrtriennale 2012 „georges pompidou oder warum es nicht immer wichtig ist,
zu wissen wo das nature theatre of oklahoma liegt“

Am Anfang war ein Film. Ein Film von Marguerite Duras. Er heißt Les Enfants – Die Kinder. Ich entdeckte ihn in Paris, als er Ende der 1980er Jahre im Entrepôt lief, einem kleinen Programmkino im xv Arrondissement. Wie die meisten Bücher und Filme der Duras handelt auch Les Enfants von einer Liebesgeschichte, die sie zwanzig Jahre nach der Entstehung des Films zu einem Buch verarbeitet hat: Les pluies d’été – Sommerregen. Es geht um eine kinderreiche Einwandererfamilie aus der Banlieue, um Vater, Mutter und ihre sieben Kinder, die einander lieben. Sie halten zusammen und wahren Distanz. Die Eltern sammeln die Bücher, die sie in Vorortzügen und neben Mülltonnen finden. Am liebsten lesen sie Biografien berühmter Menschen, besonders begeistert sie das Leben von Georges Pompidou. Der Vater findet sich im Leben Georges Pompidous wieder, die Mutter in dem seiner Frau: »Das waren Existenzen, die nicht fremd waren.« Im Mittelpunkt der Erzählung steht der Junge Ernesto. Zehn Tage geht er in die Schule, dann kommt er zurück nach Hause und erklärt, er werde nicht mehr in die Schule gehen. Dort lerne man Dinge, die man noch nicht weiß. Auch seine Geschwister verweigern die Schule, sie bleiben Analphabeten. Ernesto weist zwar alles Wissen zurück und doch er kennt die Mysterien der Welt. Auf einmal kann er lesen, er kennt sich aus in Chemie und besucht bald die Universitäten. Er ist ein Genie. In einer Notiz am Ende des Buches heißt es, er sei später Professor geworden, ein glänzender Mathematikprofessor.

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utrecht, 28., 29. april 2012
„nomadic conditions“
discussion - panel

Mit Bojana Kunst (University of Hamburg), Dieter Lesage (Vrije Universiteit Brussel/ RITS), Marietta Piekenbrock (Ruhrtriennale), Jenny Schlenzka (MoMA PS1)

Springdance Symposion

Veranstalter: Springdance, Niederlande www.springdance.nl


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no education

tate live: performance room, 22. märz 2012, screenshot

tate Live: performance room
jérôme bel: shirtology
22. märz 2012 „wir sind da, ohne da zu sein“

Die Bühne ist noch immer ein privilegierter Ort in einer pluralisierten Gesellschaft. Sie schafft Aufmerksamkeit für alle, die sie betreten. Bisher war der Pakt zwischen dem Schauspieler und dem Zuschauer denkbar einfach. Er basierte auf einem klaren Handel mit Erwartungshaltungen. Der Theaterbesucher zahlt Eintritt, um ein Begehren zu stillen. Das kann die Sehnsucht nach Zerstreuung sein, nach Aufklärung, Berührung oder Bedeutung. Auch wenn das postdramatische Theater und der Konzepttanz die Grenzen des Theatralischen unablässig neu vermessen haben: Noch immer teilen beide, der Zuschauer und der Performer, Raum und Zeit. An dieser archaischen Konvention, mit der die Geschichte des Theaters aufs Engste verknüpft ist, hat sich seit 2500 Jahren wenig Grundlegendes geändert.

“we’re there without being there.”

The stage remains a privileged site in our pluralized society, directing attention to all those who step onto it. Until now, the pact between actors and the spectator has been conceivably simple, based on a clear exchange of expectations. The theatergoer paid admission to still a yearning. This could be a longing for distraction or for enlightenment, a desire to be touched emotionally or to encounter something of significance. Even if post-dramatic theater and conceptual dance have repeatedly re-charted the limits of the theatrical, spectators and performers continue to share space and time. Little has changed about this archaic convention that has been fundamental to the history of theater for 2500 years.

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paxton

paxton en classe, © jean-luc moulène
courtesy galerie chantal crousel, paris

ruhrtriennale 2012: no education

Mammalian Diving Reflex: The Children’s Choice Awards, Folke Köbberling/Martin Kaltwasser: OurCenturY Boris Charmatz: links.

No Education ist eine Gegenwehr. Fixiert auf kulturelle Bildung unterschätzen wir häufig, was ein Mensch, also auch ein Kind, an Fähigkeiten und Intuition mitbringt. Dazu gehört auch, die Sprache der Kunst zu verstehen. Ohne Sinnzwang und mit Gefühl für ihre Vielfalt und ihre Ordnung. Die Schönheit einer Partitur, eine Landschaft der Empfindung, die Brüche und Stufen einer Erzählung – No Education basiert auf der Beobachtung, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen offen sind für solche Wahrnehmungen. Schluss mit den ›adults only‹-Bezirken!

No education is self-defense. As obsessed as we are about cultural education, we often underestimate what a human being, a child, can bring in terms of capabilities and intuitions. This includes understanding the language of art, with no compulsion for there to be a meaning and with a sense of its variety and order. No Education is based on the observation that children, young people, and adults are equally open for such perceptions. No more ›adults only‹ zones!

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no education

no education!
ist es für kinder und jugendliche immer wichtig zu wissen,
wer john cage war oder pina bausch?
warum tristan traurig ist?
sprechen wir lieber über konfrontation mit kunst.
ich konfrontiere dich mit etwas was du nicht kennst!

Marietta Piekenbrock im Gespräch mit Melanie Suchy


Sie laden dezidiert Künstler ein, nicht Kunstpädagogen, um mit ihnen die Kinder zu erobern?

Ja. Staunende Ignoranten und Konfrontationsfreudige, die bereit sind mit den Kindern Erfahrungsräume zu betreten, die sie noch nicht kennen. Denn Projekte, die erziehen, fördern oder vermitteln wollen, haben eines gemeinsam: Die Hauptquelle liegt außerhalb des kindlichen Universums. Der Vermittler hat einen Schlüssel zu einem Reich des Verständnisses, den das Kind nicht hat. Tauscht man dieses große Gesellschaftsprojekt von einer ästhetischen Erziehung aus gegen die Idee von Arealen für ästhetische Erfahrungen, öffnen sich sofort andere Perspektiven. Von Erziehungsprojekten werden ja häufig Transferleistungen erwartet: mehr Sozialkompetenz, Ichkompetenz, Sachkompetenz usw. Die Idee von einem noch leistungsfähigeren, noch glücklicheren Menschen. Viele Projekte sind also mehr für die Gesellschaft als für Kinder und Jugendliche konzipiert.

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ikonen des selbstseins

ikonen des selbstseins
über jitka hanzlová
fünfzehn porträts / fifteen portraits

Das Prinzip Jugend steht für Sturm und Drang, für Energie und Revolte, aber auch für Inspiration und Antrieb. Im Leben des Komponisten Hans Werner Henze war die Jugend immer wieder Motor für neue Kompositionen und Projekte. Beflügelt von den offenen Bühneräumen der Industriespielstätten und den zahlreichen Akademien und jungen Ensembles des Ruhrgebiets entwickelte Henze ein Musiktheaterstück für Teenager und Young Professionals. Die Porträts der Fotografin Jitka Hanzlová zeigen Sänger, Musiker, Mimen und Tänzer, die die Uraufführung von „Gisela! oder die merk- und denkwürdigen Wege des Glücks“ im September 2010 erarbeitet haben. Das Glück des Dabeigewesenseins, das sie während der Proben und Aufführungen erlebt haben, ist inzwischen so verinnerlicht, dass es auf ihren Gesichtern gar nicht mehr thematisiert werden muss.

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ruhr

permanent temporär?
über eine nachhaltige kulturpraxis

Die Sache hat einen Namen: Nachhaltigkeit. Und ein Geheimnis: Ihre Spielregeln und Kriterien. Als wir vor drei Jahren mit den Vorbereitungen für das Programm der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 begannen, erlebten wir die nahezu propagandistische Verbreitung des Wortes Nachhaltigkeit. Als Teil eines Denkbildes, das sich als Gegenentwurf zu Kollaps und Krise versteht, begann es immer stärker andere Themen zu dominieren. Neben Wirtschaftsethik gehört der Umgang mit verfügbaren und noch zu erschließenden Potenzialen inzwischen zu den wichtigsten Diskussionen unserer Zeit.

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Laub(c)Aytunç_Akad_klkl

„ich“ sagen müssen wollen
über michael laub

„Hallo, ich bin Robert“, „Ich bin Asli, geboren durch Zufall in Istanbul“, „My name is Günce“, „Ich heiße Seher Sentürk“, „Hallo, I'm Greg“. Sie tragen ihre tatsächlichen Namen und unternehmen auch sonst wenig, um auf der Bühne etwas anderes darzustellen als die Person, für die sie sich selbst halten. Gecastet hat sie der belgische Choreograf und Regisseur Michael Laub für seine n euen Porträt-Serien in Istanbul und Rotterdam und für den tragikomischen Abend über Chorus-Line-Existenzen „Death, Dance & Some Talk“.

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Palme

laudatio auf das künstlerduo gintersdorfer /klaßen 25 jahre fonds darstellende künste
verleihung des george-tabori-preises 2010
berliner ensemble

Sehr geehrte Damen und Herren

Dies ist eine Laudatio auf die Lässigkeit. Auf die schnurgrade Lässigkeit mit der Monika Gintersdorfer – halb Luftgeist, halb Marktforscherin – im deutschen Stadt- und Staatstheater fast verschmorte bis sie sich neu entzünden konnte. Sich rettend vor den Zumutungen von Ort, Zeit und Handlung träumte sie einen Traum ohne alles: ohne Konkurrenz- und Produktionsdruck, ohne Aktualitäts- und Authentizitätsdiktat, ohne Generations- oder Globalisierungstress, ohne Theatertreffen- oder Sexyness-Zwang.

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